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13.05.20 –
Am nächsten Wochenende findet erneut der internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, IDAHOBIT, statt. Durch die aktuelle Situation wird in diesem Jahr vieles anders. Manche Aktionen, welche wir als LSBTIQ* Community in den letzten Jahren entwickelt und in die Öffentlichkeit getragen haben, sind nicht denkbar. Obwohl wir uns bewusst sind, dass der digitale Raum kein gleichwertiger Ersatz ist, rufen wir dazu auf sich an den verschiedenen geplanten virtuellen IDAHOBIT Aktionen zu beteiligen. Passt auf euch auf, seid solidarisch mit anderen & lasst uns gemeinsam Flagge zeigen gegen Menschenfeindlichkeit!
In diesem Jahr wird der IDAHOBIT aber auch anders, da wir uns mehr als noch vor ein paar Monaten in einer Zeit des gesellschaftlichen Unsicherheit befinden. Für viele Menschen hat die Planbarkeit in ihrem Leben abgenommen. Gleichzeitig sind wir mehr als gewohnt auf uns selbst zurückgeworfen und Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenhalts nur begrenzt verfügbar.
Eine starke Zivilgesellschaft ist für eine Demokratie aber systemrelevant. Dennoch wird zurzeit fast ausschließlich von dem wirtschaftlichen Weg durch die Krise gesprochen. Daher unterstützen wir den Vorstoß der grünen Bundestagsfraktion einen Rettungsschirm Zivilgesellschaft zu spannen. Ulle und Sven, unsere grünen queerpolitischen Sprecher*innen, haben mit dem Regenbogen-Rettungsschirm zusammengeführt, wie auch die LSBTIQ* Community abgesichert werden kann. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten in der Krise diese Säule unseres demokratischen Zusammenlebens zu vergessen.
Anders ist in diesem jahr auch, dass mehr als sonst unsicher ist, welchen Weg wir als Gesellschaft zukünftig einschreiten werden. Werden wir endlich das Versprechen einlösen, dass kein Mensch aufgrund des Geschlechts, einer rassistischen Zuschreibung, der Religion und Weltanschauung, einer Behinderung, einer chronischen Erkrankung, des Lebensalters, der Sprache, der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität sowie des sozialen Status diskriminiert werden darf und wir alle gleiche Rechte haben? Oder gelingt es rechten und konservativen Kräfte den Ruf zurück zur Normalität dafür zu nutzen alle hart erkämpften gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahre zurück abzuwickeln?
Beide Szenarien sind in unserer aktuellen Realität bereits angelegt. Wir erleben, wie Menschen solidarisch Rücksicht aufeinander nehmen, kreative Lösungen für akute Probleme finden und ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickeln, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Gleichzeitig polemisieren rechte Kräfte noch lauter gegen alles, was nicht in ihr enges Weltbild passt und auch konservative Politiker versuchen politische Maßnahmen, wie ein Immunitätsausweis, durchzusetzen, welche Diskriminierung und Ungleichbehandlung fördern.
Für uns als QueerGrün ist die Lage mehr als deutlich. Der alte gesellschaftliche Status-Quo hat für zu viele Menschen noch nie funktioniert. Ein bloßes zurück darf es nicht geben - lasst uns den Auswege aus dieser gesundheitlichen Krise auch für einen Aufbruch für eine queerfeministische, gerechte und solidarische Zukunft nutzen und das für tatsächlich alle Menschen.
Offener Brief des Queerbeauftragten Sven Lehmann
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